
Der Versuch nachträglicher Gedanken: Nach Auftauchen der Folterbilder (<= Content Warning!) aus Abu Ghraib gingen Army-Pressemeldungen in die Richtung, es handle sich um sadistische Einzeltäter. Ein Gegenentwurf: Neben Bildern, die offensichtlich von Überwachungskameras stammen, wurden auch solche öffentlich, die von den Wärtern selbst gemacht wurden - zwei Wärter etwa posieren grinsend bei einem “Haufen” nackter Gefangener. Es sind Schnappschüsse, Andenken. Man könnte behaupten, der Schnappschuss ist ein um eine Person erweitertes institutionalisiertes, bekanntes Objekt, das - ähnlich einem Graffiti - nichts weiter sagt, als “Du kennst das (diese Landschaft, dieses Haus, dieses Denkmal, diesen Haufen) und ich war hier”. Demzufolge sind die Folterphotos Andenken an den Gefängnisalltag, sie zeigen für die Wärter Selbstverständliches - nichts Besonderes, nichts Verbergenswertes -, was den Schluss zuließe, dass hier nicht einzelne einer ungewöhnlichen Passion nachgehen, sondern sich einfach bei einer von anderen tolerierten, wenn nicht verordneten Praxis festhalten.
Die Photos, die im Daily Mirror veröffentlicht wurden und scheinbar einen britischen Soldaten beim Foltern eines Gefangenen zeigen, haben ein ganz anderes Wesen und schon eher etwas mit Pornographie zu tun. Es sieht so aus, als würde der Soldat selbst beim Treten aus der Hüfte ein Bild schießen. Die Ästhetik gleicht Sexfilmen, die im Zuge der Rationalisierung der seit jeher äußerst innovationsreichen Pornoindustrie entstehen: Der Mann ist Ficker und Filmer in Personalunion. Dieses Konzept findet inzwischen seinen Weg in den Mainstream: Die Videojournalisten von Puls City TV vereinen unter der Anleitung von Ken Tiven die Fähigkeiten eines ganzen Filmteams. Zurück zu den Folterbildern: Sie stammen nicht aus Überwachungskameras und sind keine Schnappschüsse. Was bleibt? Sie sind inszeniert, also Fakes - torture porn.